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Therapie von Magersucht
Eines der wichtigsten Ziele bei der Therapie von Magersucht ist die Gewichtszunahme.
Magersucht

Therapie von Magersucht

Magersüchtige sehen ihr Verhalten in der Regel nicht als krankhaft an, daher ist ein wichtiger erster Schritt zur Genesung, dass die Erkrankten sich zu einer Therapie entscheiden und ihre Krankheit als solche erkennen und akzeptieren. Die Therapie von Magersucht kann sich über einen Zeitraum von mehreren Monaten bis Jahren erstrecken.

Der eigene Körper wird grundsätzlich als zu dick angesehen. Auch nach der Entscheidung zur Therapie schätzen die Betroffenen ihren Körper in der Regel falsch ein. Daher ist neben dem Ziel der Gewichtszunahme auch eine begleitende Psychotherapie bei Magersucht notwendig, die meist über Jahre hinweg angelegt ist und dazu dient, die Wahrnehmung des eigenen Körpers wieder zu korrigieren. Bei der Psychotherapie ist es häufig so, dass auch die Familie der Betroffenen miteinbezogen wird, um eventuelle Spannungen und Konflikte zu lösen und aufzuarbeiten.

Ziele der Therapie von Magersucht

Bei Magersucht geht es nicht nur um ein falsches Selbstbild, das korrigiert werden soll. Für die Patienten, vor allem in einem fortgeschrittenen Stadium, geht es ums Überleben. Unbehandelt können sich die Betroffenen bis zum Versagen wichtiger Körperfunktionen abhungern. Daher steht die Zunahme von Gewicht an erster Stelle bei der Therapie von Magersucht. Dabei sollte laut Leitlinie ein möglichst hohes Gewicht mit einem Body-Mass-Index (BMI) über 18 kg/m² angestrebt werden, um einem möglichen Rückfall vorzubeugen. Aber auch die psychotherapeutische Behandlung nimmt einen großen Stellenwert ein. Die Aufarbeitung psychischer Problemen ist wichtig, um einer möglichen Chronifizierung, also einem dauerhaften Vorliegen der Erkrankung, entgegenzuwirken.

Ambulante oder stationäre Therapie?

Eine Magersucht kann ambulant oder stationär behandelt werden, je nach Schwere und Ausprägung der Erkrankung. Die ambulante Behandlung kommt in der Regel infrage, wenn die Krankheit noch am Beginn steht, der BMI über 16 kg/m² liegt, keine weiteren psychiatrischen Erkrankungen vorhanden sind und der Zustand stabil ist. Bei der ambulanten Therapie gibt es einen wöchentlichen Termin beim Arzt, bei dem das Gewicht und allgemeine Fortschritte kontrolliert werden. Auch eine begleitende Psychotherapie ist unbedingt ratsam, um die tief greifenden Ursachen der Magersucht, aber auch ritualisierte Verhaltensmuster behandeln und aufdecken zu können. Darüber hinaus kann es hilfreich sein, einen Ernährungsberater hinzuzuziehen.

Liegt der BMI unter 15 kg/m², ist der Gewichtsverlust zu stark, liegt er also bei mehr als 20 % innerhalb eines Zeitraums von sechs Monaten oder gibt es Begleiterkrankungen, wird eine stationäre Therapie nötig. In dem Krankenhaus, das auf Essstörungen spezialisiert sein sollte, gibt es meist ein umfassendes Therapieangebot. Hier kann der Zustand des Patienten engmaschig überwacht werden.

Neben der Frage, ob eine ambulante oder stationäre Therapie nötig ist, gibt es unterschiedliche Therapieansätze mit unterschiedlicher Gewichtung einzelner Bereiche. Hier sollten Betroffene ihren behandelnden Arzt zurate ziehen.

Was passiert in der Therapie?

Die Betroffenen lernen wieder, wie viel Nahrung und welche Nährstoffe ihr Körper braucht, um funktionstüchtig zu sein und nicht weiter Gewicht zu verlieren. Sie erlernen wieder ausgewogen und regelmäßig über den Tag verteilt zu essen. Optimal sind dabei drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten. Da die Patienten meist während der Krankheit begonnen haben, bestimmte Lebensmittel aus ihrem Speiseplan zu streichen, die sie als zu kalorienreich einstufen, werden diese langsam wieder hinzugefügt. Einmal wöchentlich wird das Gewicht kontrolliert, um die Fortschritte der Therapie zu dokumentieren.

Um sich ausgewogen zu ernähren, auch nach der Therapie, gehört auch gemeinsames Kochen und Essen zum Therapieplan. Vor allem bei einer stationären Therapie ist es wichtig, den Patienten gegen Ende der Behandlung bei einer Rückkehr in den Alltag zu unterstützen. Die Psychotherapie wird im Anschluss an eine stationäre Behandlung ambulant weitergeführt.

Zwangsernährung als letzte Möglichkeit bei Magersucht

Zeigt die Therapie keinen Erfolg, ist das Untergewicht lebensbedrohlich oder ist der Betroffene selbstmordgefährdet, kann die Einweisung in eine Klinik nötig werden, auch gegen den Willen des Erkrankten. Nach der Einweisung wird der Betroffene, wenn alle anderen Optionen ausgeschöpft sind, als letztes Mittel der Wahl zwangsernährt. Dies kann eine Ernährung unter engmaschiger Beobachtung und Kontrolle bedeuten. Bei Patienten, die die Nahrung vollständig verweigert, kann unter Umständen auch die Ernährung über eine Magensonde notwendig werden.

Miriam Schaum