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Entstehung von Magersucht
Bei Magersucht kommen in der Regel mehrere Ursachen zusammen, die dann zum Ausbruch der Erkrankung führen.
Magersucht

Entstehung von Magersucht

Die Tatsache, dass Magersucht durch mehrere Faktoren entstehen kann, kann die Behandlung im Einzelfall sehr schwer machen, weil es Verbindungen zwischen der individuellen Persönlichkeit, der familiären Situation sowie einem gesellschaftlichen Hintergrund geben kann.

In der Wahrnehmung der Betroffenen ist die Erkrankung kein Problem, sondern ein Lösungsansatz. Der Gewichtsverlust erfolgt absichtlich – indirekt erhalten sie Kontrolle, wenn sie in anderen Lebensbereichen die Kontrolle verloren haben. Magersüchtige sehen ihr Verhalten nicht als krankhaft an. Der willentlich begonnene Gewichtsverlust wird zum Zwang und ist für die Erkrankten meist nicht leicht als solcher erkennbar.

Sowohl in der Therapie als auch im familiären Umfeld ist das ein wichtiger Punkt im Umgang mit den Betroffenen, damit negative Gefühle und Schuldzuweisungen auf beiden Seiten vermieden werden können. Die Betroffenen sind in einem Teufelskreis gefangen und können nicht ohne Hilfe den Weg aus der Essstörung finden. Es ist wichtig, dass der Umgang mit Essen analysiert wird, nicht erst seit dem Ausbruch der Krankheit, sondern schon seit früher Kindheit, denn häufig liegen bereits hier Wurzeln der Erkrankung.

Magersucht entsteht oft in der Pubertät

Die Pubertät spielt eine wichtige Rolle für die Entstehung von Magersucht. Neben den körperlichen Veränderungen werden auch die Anforderungen in der Schule härter und die Bedeutung des sozialen und gesellschaftlichen Status wichtiger. Auch Erlebnisse wie die erste Liebe, Umzüge, Trennung der Eltern oder ähnliche Stresssituationen spielen hier eine Rolle. Diese Konflikte sind in der Regel nicht allein ursächlich für die Entstehung einer Magersucht und können in den meisten Fällen von Kindern und Jugendlichen bewältigt werden. Sie können aber, gemeinsam mit anderen Faktoren, unter Umständen die Entstehung einer Essstörung begünstigen.

Familiäre und weitere Ursachen für die Entstehung von Magersucht

Magersucht geht häufig mit Problemen in der Familie einher. In der Therapie muss geklärt werden, ob die Schwierigkeiten schon vor Krankheitsbeginn bestanden oder erst die Folge der bestehenden Magersucht sind. Erkrankt ein Familienmitglied an Magersucht, ist das für die gesamte Familie und das Umfeld sehr belastend.

Bestanden bereits Essstörungen in der Familie, kann dies ein Faktor für das erneute Auftreten sein. Magersucht ist zwar nicht direkt vererbbar, es gibt aber eine erhöhte Anfälligkeit, wenn die Erkrankung bereits in der Familie aufgetreten ist. Gründe für die Entstehung von Magersucht können auch Depressionen, Zwangsstörungen, Alkoholismus oder sexueller Missbrauch sein. Auch Zwangserkrankungen (z. B. Ordnungs-, Zähl-, Sortierzwang) können bei Betroffenen an der Auslösung einer Magersucht beteiligt sein.

Gesellschaft und Kultur

Magersucht ist vor allem in westlichen Industrienationen verbreitet. Dies liegt unter anderem an dem Leistungsprinzip unserer Gesellschaft. Erfolg geht eng einher mit Kontrolle über das eigene Leben, Unabhängigkeit sowie gutem Aussehen, insbesondere bei Frauen. Models werden von vielen Heranwachsenden als Vorbilder angesehen. Über die Medien werden häufig Schönheitsideale von Jugend und Schlankheit verbreitet. Insbesondere junge Mädchen sind empfänglich für solche Vorbilder und machen sich oft Sorgen um ihr Gewicht. Dies führt aber nicht zwangsläufig in die Magersucht.

Zusätzliche Faktoren können besonders leistungsorientierte Sportarten sein, wie z. B. Ballett, Leichtathletik, Dressurreiten, Kunstturnen, Eiskunstlaufen oder Skispringen. Hier spielt nicht nur der eigene Anspruch eine Rolle. Im Leistungssport sind oftmals Nahrungsempfehlungen oder strenge Ernährungs- und Trainingspläne vorgegeben, die eine Magersucht unter Umständen unterstützen können.

Miriam Schaum